Zwei menschliche Fußabdrücke als Sinnbild für den digitalen Fußabdruck bei Google.

Digitaler Fußabdruck: Das weiß Google über Sie

Lesedauer 5 Minuten

Wer durch winterlichen Schnee spaziert, hinterlässt tiefe Fußspuren. Genauso ist es auch im Internet. Unser digitaler Fußabdruck umfasst dabei eine Vielzahl an Informationen, die Rückschlüsse über uns als Person und unser Verhalten ermöglichen. Aber was weiß ein Unternehmen wie Google überhaupt über uns?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um das herauszufinden. Denn Google stellt als Reaktion auf die großen Debatten um das Thema Datenschutz inzwischen einige Informationen für Sie bereit. Wir erklären Ihnen, wo Sie Einblicke erhalten und was Sie mit den gewonnenen Erkenntnissen anfangen können.

Was bedeutet digitaler Fußabdruck?

Unter digitaler Fußabdruck verstehen wir alle Daten, die durch die Internetnutzung entstehen und sich zurückverfolgen lassen. Es handelt sich also um das Ergebnis aller Aktionen und Kommunikation. Wie die Windungen an Zehen oder Fingern sind diese Aktivitäten individuell.

Mögliche Daten sind dabei besuchte Websites, übermittelte Informationen (Registrationsdaten etc.) bei Online-Services und Apps, Suchanfragen u. v. m. Gelegentlich wird zwischen aktivem Fußabdruck (bewusste Aktivitäten wie das Versenden von Nachrichten, Zustimmung zu Cookies oder die Erstellung eines Profils) und passivem Fußabdruck (unbewusste Datenerfassung wie technisch notwendige Cookies oder Verweildauer, Aufrufzahl oder Absprung von Websites) unterschieden.

Gleich vorneweg wollen wir klarstellen: Keine Sorge, es gibt keine große Datenverschwörung. Für gewöhnlich werden die gesammelten Informationen schlichtweg zur Verbesserung der Nutzungserfahrung und für personalisierte Angebote und Werbung eingesetzt. Sie sollten Daten im Internet also als eine Art Währung begreifen, die Sie für kostenlose Informationen etc. eintauschen.

Warum Google die erfassten Daten offenlegt

Es ist kein Geheimnis, dass Google nicht unbedingt dafür bekannt ist, die internen Prozesse offenzulegen. Deshalb ist das Unternehmen für viele Menschen kaum mehr als eine Blackbox, die mit Informationen gespeist wird, die durch komplexe und unbekannte Algorithmen laufen, bis hinten dann Ergebnisse herauskommen.

In den letzten Jahren hat sich das Verhältnis von Menschen zu personenbezogenen Daten im Internet jedoch gewandelt. Transparenz wird immer wichtiger. Spätestens mit der DSGVO und dem nachgefolgten TTDSG kommt dem Datenschutz eine immer größere Rolle zu. Das Ziel: Nutzerinnen und Nutzer sollen die Kontrolle über ihre Daten zurückerlangen.

Eine Aufklärung über die Erfassung und Nutzung der Daten ist für Website-Betreiberinnen und -Betreiber zur Pflicht geworden. Entsprechend muss auch Google rein rechtlich mitziehen. Gleichzeitig geht es aber nicht bloß um Vorschriften. Der Konzern will logischerweise das Vertrauen von Nutzerinnen und Nutzern behalten. Schließlich sind die Daten das gesamte Kapital des Unternehmens.

Dementsprechend kommt es nicht verwunderlich, dass der digitale Fußabdruck von Google zumindest teilweise offengelegt wird.

5 Möglichkeiten, um Ihren digitalen Fußabdruck bei Google einzusehen

Blaue Fußspuren auf einem schwarzen animierten Untergrund.

01. Der Sicherheitscheck: Geräte & Drittanbieter-Apps

Der Sicherheitscheck von Google bietet einen guten ersten Überblick über den digitalen Fußabdruck. Hier erhalten Sie Einblicke über grundlegende Themen Ihres Google-Accounts. Dabei liegt der Fokus vor allem auf Sicherheitsaspekten, Sie erhalten aber auch Infos zu Ihren Daten. So erfahren Sie in dieser Übersicht, auf welchen Geräten Sie mit Ihrem Google-Konto eingeloggt sind und welche Drittanbieter-Apps Zugriff auf Ihre Daten haben.

02. Werbekategorien: Das sind laut Google Ihre Interessen

In den Einstellungen für Werbung erfahren Sie, welche Attribute – basierend auf z. B. Suchanfragen, Website-Aufrufen und Profilen – Google Ihnen zu schreibt, um personalisierte Werbung auszuspielen. Das reicht von grundlegender Demografie (Alter, Geschlecht …) über den Familienstand bis hin zu beruflichen sowie privaten Interessen.

Digitaler Fußabdruck im Screenshot: die Werbekategorien von Google.
Ausschnitt aus den Werbekategorien von Google.

Diese Werbekategorien geben Ihnen einen tiefen Einblick wie Google Sie sieht. Schließlich ist ein Hauptgrund der Datenerfassung das Thema Werbung. Dementsprechend interessant ist es, zu erfahren, wie die Suchmaschine uns einordnet – denn dafür werden die Daten gesammelt.

03. Meine Aktivitäten: Web, Apps, Standorte & YouTube

Einen großen Anteil der Daten, die Google erfasst, machen die jeweiligen Aktivitäten im Web aus. Schließlich lässt sich daraus viel über die Person ableiten und das Angebot somit noch persönlicher gestalten. Konkret erfasst werden Web- & App-Aktivitäten, Standortverlauf und YouTube-Verlauf.

Digitaler Fußabdruck: Ein YouTube-Verlauf vom 25.12.2021.
Beispiel für einen YouTube-Verlauf zur Weihnachtszeit.

Der Blick auf die Google-Aktivitäten ist in Sachen digitaler Fußabdruck eine spannende Angelegenheit. Denn oftmals wissen wir bei längerer Internetnutzung gar nicht mehr genau, auf welchen Seiten wir insgesamt waren. Google hingegen vergisst nicht so schnell …

04. Standortverlauf: Ihre Zeitachse als Karte

Über den vorherigen Aktivitäten-Bereich können Sie zu den Daten über Ihren Standortverlauf gelangen. Diese Informationen unterscheiden sich etwas von der Darstellung des YouTube-Verlaufs, da sie als Karte dargestellt werden. Sofern Sie die Standorterfassung aktiviert haben, erhalten Sie also eine Zeitlinie, aus der rekonstruiert werden kann, wann Sie wo gewesen sind.

Hier vermischen sich also digitaler Fußabdruck und Bewegung in der echten Lebenswelt. Doch auch solche Standortdaten bieten Google hilfreiche Anhaltspunkte. Schließlich kann die Suchmaschine daraufhin ableiten, welche Orte (z. B. Bekleidungsgeschäfte, Museen, Städte …) Sie besuchen und daraufhin das Personenprofil für genaue Werbung verfeinern.

05. Alle Daten bitte einmal zum Mitnehmen

Unter dem Begriff Google Takeout erhalten Sie den kompletten Überblick einmal zum Mitnehmen: Hier können Sie sämtliche Daten, die Google über Sie gesammelt hat, herunterladen. Das erfordert natürlich Zeit und den entsprechenden Speicherplatz. Falls Sie aber einen wirklich allumfassenden Einblick erhalten wollen, ist dies die ideale Möglichkeit.

Digitaler Fußabdruck – und jetzt?

Sie haben sich all diese Daten angeschaut und fragen sich nun mit Recht, was Sie damit anfangen sollen? Ganz einfach: Ihr digitaler Fußabdruck bietet Ihnen verschiedene Ansatzpunkte und Handlungsmöglichkeiten:

  • Reine Information: Es ist einfach spannend zu sehen, was Google alles erfasst hat und inwiefern das Werbeprofil auf Sie zutrifft.
  • Kontrolle & Datenschutz: Sie können gezielt bestimmte Dienste (z. B. Standortverlauf, YouTube-Verlauf …) abschalten und somit die Datenerfassung einschränken.
  • Sicherheit erhöhen: Sie können anhand der Daten Ihr Konto auf ungenutzten Geräten deaktivieren und den Zugriff von Dritten eingrenzen.
  • Überblick behalten: Es ist leicht, im Internet den Überblick zu verlieren. Die Daten zum digitalen Fußabdruck bieten etwas Orientierung.

Was Sie am Ende mit den Daten anfangen, ist natürlich Ihnen überlassen. Es lohnt sich jedoch egal wie, denn es ist zumindest ein kleiner und spannender Einblick in die geheimen Algorithmen der großen Blackbox Google. Außerdem ist es immer sinnvoll, einmal zu überprüfen, wer welche Daten einsehen kann, um diesen Zugriff ggfs. im Namen der Sicherheit zu begrenzen.