Ein Geschäftsmann prüft seine WhatsApp-Kanäle auf dem Smartphone.

WhatsApp-Kanäle: die moderne Alternative zu Newslettern?

Lesedauer 8 Minuten

WhatsApp hat ein neues Feature ausgerollt: In über 150 Ländern sind die neuen WhatsApp-Kanäle nun verfügbar, die Unternehmen die Möglichkeit eröffnen, einen eigenen Channel zu erstellen, um Inhalte an ihre Zielgruppe auszuspielen.

Damit öffnet WhatsApp sich erstmals für die Unternehmenskommunikation – und stellt direkt ein interessantes Tool zur Verfügung, das sich jedes Unternehmen einmal genauer anschauen sollte. Denn auf den ersten Blick wirkt es wie eine moderne Alternative zum klassischen Newsletter.

Sie haben selbst nicht die Zeit, um die neuen WhatsApp-Kanäle ausgiebig zu testen? Kein Problem! Wir haben uns für Sie schlau gemacht und mit der neuen Funktion auseinandergesetzt. Welche Möglichkeiten gibt es? Wie baut man Reichweite auf? Und wo liegen womöglich Grenzen? All das erfahren Sie in diesem Beitrag!

Ein Hinweis vorneweg: Da die Inhalte in WhatsApp-Kanälen nach 30 Tagen automatisch gelöscht werden, haben wir uns entschieden, auf Screenshots aus der App zu verzichten. Denn so würden wir Kanalinhalte konservieren und länger verfügbar machen als es von der App laut Datenschutzregelungen vorgesehen ist.

Was sind WhatsApp-Kanäle?

WhatsApp-Kanäle sind ein neues Feature, das für den beliebtesten Chat-Messenger kürzlich ausgerollt wurde. Im Zuge des Updates wurde der Tab „Status“ durch den Tab „Aktuelles“ abgelöst.

Hier finden sich nun neben den bekannten Status-Meldungen der gespeicherten Kontakte auch Unternehmenskanäle. Diese Channels können von Marken angelegt und genutzt werden, um Inhalte an Abonnenten auszuspielen.

Nutzerinnen und Nutzer können nach Kanälen von Unternehmen suchen und diese abonnieren. Dazu gibt es die Möglichkeit, über eine Glocke Push-Nachrichten zu aktivieren und mit den Nachrichten der Marken durch Emojis zu reagieren. Auch eine schnelle Löschung abonnierter Kanäle ist problemlos möglich.

Es handelt sich also um die Möglichkeit einer one-to-many Kommunikation für Unternehmen, mit der sich eine Art Newsletter umsetzen lässt – nur eben unmittelbarer und mehr im Stil von Social Media.

Das Interessante dabei: Schon länger gab es immer wieder Tools und Möglichkeiten, um eine Art Newsletter via WhatsApp aufzubauen. Das Unternehmen selbst hat sich aber immer dagegen gesträubt. Es ist nun also das erste Mal, dass WhatsApp sich für eine zielführende Unternehmenskommunikation öffnet und sich von der klassischen Kommunikation unter Freunden entfernt.

WhatsApp-Kanäle als Alternative zu Newslettern?

Ein Mann erhält Neuigkeiten von Unternehmen in WhatsApp-Kanälen auf seinem Smartphone.

Den Kanal einrichten

Generell kann jeder WhatsApp Business-Account genutzt werden, um einen WhatsApp-Kanal zu erstellen. Dafür müssen Sie lediglich die App öffnen, den Tab „Aktuelles“ auswählen und dort neben der Überschrift „Kanäle“ auf das Plus klicken. Hier können Sie dann „Kanal erstellen“ auswählen.

Die Einrichtung selbst gelingt schnell und ist somit auch von technisch nicht versierten Menschen problemlos machbar. Achtung: Die Einrichtung von Kanälen ist, wie bereits erwähnt, nur mit Unternehmensaccounts möglich. Privatpersonen können über ihr WhatsApp-Profil keinen Kanal eröffnen.

Die Funktionen von WhatsApp-Kanälen

Generell verfügen WhatsApp-Kanäle aus Sicht der Unternehmen über die meisten Funktionen des normalen Chats. Das bedeutet, dass Unternehmen die unterschiedlichsten Content-Formate ausspielen können:

  • Bilder
  • Videos
  • Textnachrichten
  • Links

Für die Zukunft ist bereits davon auszugehen, dass weitere bekannte Funktionen wie Sprachnachrichten oder Umfragen folgen könnten.

Nutzerinnen und Nutzer, die einen Kanal abonniert haben, haben dagegen weniger Möglichkeiten. Sie können einen Kanal abonnieren oder deabonnieren, auf die Nachrichten mit ein paar Emojis reagieren und Push-Nachrichten aktivieren oder deaktivieren.

Letzteres ist besonders relevant. Wenn keine Push-Nachrichten aktiviert werden, weißt lediglich das hervorgehobene Icon bei „Aktuelles“ darauf hin, dass es einen neuen Inhalt in einem Kanal gibt. Hier besteht also die Gefahr, dass Nutzerinnen und Nutzer die Inhalte gar nicht sehen, wenn Sie sich nicht aktiv selbst entscheiden, diesen Bereich aufzusuchen.

Abseits davon ist durchaus denkbar, dass auch für Nutzerinnen und Nutzer in Zukunft weitere Optionen zur Interaktion folgen werden. Vielleicht kommt sogar eine Kommentarspalte, um Diskussionen zu fördern. Allerdings ist dazu noch nichts weiter bekannt.

Insgesamt bieten WhatsApp-Kanäle einem Unternehmen also eine Vielzahl an Möglichkeiten, um Content interessant aufzubereiten und in einer der beliebtesten Apps mit über 2 Mrd. aktiven Nutzerinnen und Nutzern auszuspielen.

Effektiv Follower gewinnen

Für weltweit bekannte Marken ist es natürlich einfacher, den eigenen Kanal aufzubauen. Berühmte Fußballclubs, Influencer und internationale Unternehmen hatten schon kurz nach dem Rollout mehrere Millionen Abonnenten.

Doch auch kleinere Unternehmen haben hier die Möglichkeit, sich effektiv eine Reichweite aufzubauen. Einerseits können Unternehmen direkt über eine Kanalsuche von Nutzerinnen und Nutzern gefunden werden.

Andererseits gibt es die Möglichkeit, einen Einladungslink zu erstellen, über den Interessierte dem WhatsApp-Kanal beitreten können. Wie bei einem Newsletter können sich Personen so also bequem bei Ihnen anmelden.

Sie haben dadurch die Möglichkeit, Ihre bestehenden Marketing-Kanäle wie Social Media, Webseite und Newsletter zu nutzen, um Ihren Kanal zu pushen. Auf diesem Weg sollte es auch für kleine und mittelständische Unternehmen möglich sein, schnell eine gewisse Reichweite aufzubauen, die mit der eines eigenen Newsletters vergleichbar ist.

Was ist mit dem Datenschutz?

WhatsApp selbst hat eine ergänzende Datenschutzrichtlinie zu WhatsApp-Kanälen ausgegeben. Darin enthalten sind Informationen, die Kanal-Betreiberinnen und -Betreiber, die Nutzerinnen und Nutzer und WhatsApp selbst betreffen. Achtung: Wir beziehen uns mit unseren Informationen auf diese Richtlinien, können hier aber natürlich keine verbindliche Rechtsberatung bieten.

Generell gilt für Unternehmen, dass sie nicht sehen, wer ihnen folgt. Die Ausnahme bildet, wenn im Smartphone die Nummer des Kontakts sowieso eingespeichert ist. Aber Unternehmen können ansonsten nicht die Telefonnummer von Abonnentinnen und Abonnenten einsehen.

Sämtliche Inhalte, die ein Unternehmen über einen WhatsApp-Kanal veröffentlicht, werden zudem nach 30 Tagen aus dem Kanal entfernt. Darüber hinaus erhalten Unternehmen nur Infos über Abozahlen sowie Likes bzw. Reaktionen. Mehr Informationsfluss zum Unternehmen findet nicht statt.

Da beim Abo keine sensiblen Daten weitergegeben werden (im Gegensatz zum Newsletter, wo bei einer Anmeldung oft Name und Mailadresse zur Verarbeitung und Speicherung freigegeben werden müssen) und ein Widerruf jederzeit möglich ist, scheint der Dienst aus Datenschutzsicht erst einmal unbedenklich zu sein.

Für Nutzerinnen und Nutzer ist interessant zu wissen, dass WhatsApp selbst die Daten aus der Kanalnutzung verarbeitet. Das bedeutet, dass das Unternehmen erfasst, welche Kanäle abonniert werden, mit welchen eine Person viel interagiert und welche Kanäle diese Person besonders oft aufruft. Diese Erhebung dient der reinen Nutzungsanalyse, aber natürlich auch Marketingzwecken sowie Empfehlungen weiterer Kanäle.

Generell dürfte sich für Unternehmen in Sachen Datenschutz kein Problem durch die Nutzung von WhatsApp-Kanälen ergeben. Es ist dennoch sinnvoll, dass Sie selbst die neue Datenschutzrichtlinie ausgiebig prüfen und ggf. vor der Ersteinrichtung Ihren Datenschutzbeauftragten auf das Thema ansetzen.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu Newslettern

Das System der Kommunikation erinnert natürlich stark an Newsletter, weshalb es auch nur logisch ist, WhatsApp-Kanäle und Newsletter ein wenig miteinander zu vergleichen.

Newsletter selbst sind ein fester Bestandteil von Online-Marketing. Sie haben sich einen Platz in den Mail-Postfächern der Menschen erobert und überzeugen idealerweise mit hochwertig kuratierten Inhalten und ansprechenden Angeboten.

WhatsApp-Kanäle wirken dahingehend deutlich unmittelbarer, schneller und näher an den Menschen dran. Das WhatsApp-Postfach, bis vor kurzem noch für Freunde und Familie reserviert, folgt eben anderen Regeln als das Mail-Postfach, das womöglich nur einmal täglich aufgerufen wird.

Während sich bei einem Newsletter oft Fragen nach System und Datenschutz stellen, ist bei WhatsApp alles durch die Regeln der App und die Nutzerinnen und Nutzer, die diesen Regeln bereits zugestimmt haben, klarer abgesteckt.

Gleichzeitig könnten WhatsApp-Kanäle aber eher untergehen. Denn die Inhalte sind, sofern die Nutzerinnen und Nutzer die Push-Nachrichten nicht aktivieren, etwas versteckt im Reiter „Aktuelles“. Der Newsletter hingegen hat immer einen prominenten Platz im Postfach.

Potenziell versprechen WhatsApp-Kanäle jedoch eine große Reichweite und rasche Kommunikation. Newslettern haftet dagegen eine höhere Wertigkeit und Bedeutung an, weil man sich eher mehr Zeit nimmt, um sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen.

Unserer Meinung nach stellt sich also gar nicht die Frage nach einem Entweder-Oder. Vielmehr sehen wir eine starke Synergie zwischen WhatsApp-Kanälen und Newslettern sowie weiteren Marketing-Maßnahmen.

Der WhatsApp-Kanal fungiert dabei eher als eine Art Newsflash, der kleinere Häppchen schneller unter die Leute bringt. Entsprechend der Eigenlogik von Social Media wird hier auch erwartet, einen besseren Blick hinter die Kulissen zu erhalten.

Wie man eben ein Foto von der Arbeit mal schnell an Kolleginnen und Kollegen schickt, kann es hier an die gesamte Zielgruppe ausgespielt werden. Authentisch. Unmittelbar. Nah dran.

Der Newsletter ist dagegen so etwas wie der wohlkuratierte Monatsüberblick, der die wichtigsten Unternehmensinfos zusammenstellt. Er wird stärker als offizielle Unternehmenskommunikation wahrgenommen als eine WhatsApp-Nachricht.

Insgesamt schließen sich Newsletter und WhatsApp-Kanal also nicht aus. Vielmehr erweitern WhatsApp-Kanäle die Möglichkeiten des Online-Marketings um eine neue Facette.

Wie reagieren die Nutzerinnen und Nutzer auf die Neuerung?

Die Einführung der WhatsApp-Kanäle ist mit viel Kritik verbunden. Viele Nutzerinnen und Nutzer möchten die Kanäle wieder loswerden. Dazu passen auch die Suchanfragen laut Google Trends, in denen es vermehrt darum geht, wie man Kanäle deabonniert, deaktiviert oder die Funktion vollständig los wird.

Ein Screenshot der Trend-Suchanfragen zum Thema WhatsApp-Kanäle.

Diese Kritik ist generell auch verständlich. Für gewöhnlich werden größere Änderungen an bekannten Social Media erst einmal skeptisch aufgenommen. Das liegt einfach daran, dass wir Menschen starke Gewohnheitstiere sind.

Gleichzeitig schwingt die Befürchtung mit, dass WhatsApp sich noch weiter für Unternehmen öffnet und es womöglich – wie in anderen Social Media – zukünftig auch Werbeanzeigen o. Ä. geben könnte. Viele Menschen wünschen sich WhatsApp eben einfach als Kontaktmöglichkeit zwischen Menschen und nicht zu Unternehmen.

Von Seiten der Nutzerinnen und Nutzer herrscht also noch Zurückhaltung. Wobei viele Kanäle schon mehrere Millionen Abonnentinnen und Abonnenten haben. So stark kann die Skepsis also gar nicht sein, jedenfalls nicht bei allen Menschen.

Neben der womöglich berechtigten Kritik scheint es also auch viel Zuspruch und Interesse an dem neuen Feature zu geben.

Sollten Unternehmen einen Kanal bei WhatsApp betreiben?

Die Antwort ist, wie so oft im Marketing, ein klares Jein. Natürlich eignen sich WhatsApp-Kanäle nicht für jedes Unternehmen. Es gibt schließlich immer Marketing-Maßnahmen, die nicht zu Ihnen passen.

Gleichzeitig ist es allerdings wichtig, sich mit neuen Möglichkeiten auseinanderzusetzen und auszuprobieren. Besonders spannend sind WhatsApp-Kanäle z. B. wenn Sie regelmäßig Neuigkeiten haben, über die Sie informieren möchten. Das können Angebote sein, Veranstaltungen oder Aktionen.

So könnten WhatsApp-Kanäle für Clubbetreiber, Konzertveranstalter oder Einzelhandel interessant sein. Dazu dürfte jedes Unternehmen, das publizistisch tätig ist, die neuen Möglichkeiten zu schätzen wissen.

Doch auch für andere Unternehmen ist das neue Feature interessant. Betreiben Sie auf Ihrer Webseite z. B. einen regelmäßigen Corporate Blog oder sind generell stark auf Social Media aktiv? Oder arbeiten Sie in einer Branche, die vorzeigbare Ergebnisse schafft (z. B. Bau, Handwerk …)? Dann haben Sie bereits den idealen Content für Ihren WhatsApp-Kanal.

Letztlich ist es immer sinnvoll, neue Sachen auszuprobieren, um als innovatives Unternehmen wahrgenommen zu werden. Hier gilt, wie so oft bei Social Media: Überlegen Sie nicht zu lange. Probieren Sie die neue Funktion einfach mal aus.

Schließlich sind das Unmittelbare und das Schnelle die Vorteile von WhatsApp-Kanälen. Lassen Sie sich also auf die Eigenlogik ein und starten Sie Ihren eigenen Kanal! Lehrreich wird diese Erfahrung auf jeden Fall.

forty-four ist Ihre Social-Media-Agentur aus Koblenz

Als Full-Service Digitalagentur begleiten wir Unternehmen bei ihren Präsenzen auf Social Media. Von der grundlegenden Strategie über die Einrichtung der Kanäle bis hin zur Ausspielung der Inhalte sehen wir uns dabei als vollumfänglichen Partner. Das schließt auch ein, dass wir neue Technologien für Sie prüfen und Ihnen ggf. Empfehlungen aussprechen, diese neuen Kanäle zu erschließen. Sie haben Interesse an einem eigenen WhatsApp-Kanal oder generell einer Unterstützung im Social-Media-Marketing? Dann sprechen Sie uns einfach an!